Für mich geht es am 6. Juni wieder zurück in die Arbeitswelt. Nicht weil ich muss, sondern weil ich es will! Ich liebe es zu arbeiten, ich brauche die geistige Herausforderung, die Anerkennung und die sozialen Kontakte außerhalb meines Familien-Mikrokosmos. Ich liebe es Mama zu sein, aber Vollzeit-Mama zu sein macht mich nicht glücklich.

Doch wie gelingt ein geschmeidiger Wiedereinstieg?

Ich war vor kurzem beim Babymamas Kränzchen im Krabbelcafé Mukusal im 18. Bezirk – zum Thema Wiedereinstieg in den Beruf und dem Spagat zwischen Familie und Job. Das Babymamas Kränzchen ist ein feiner Kaffee-Plausch in kleiner Mama-Runde mit kleinen Snacks und selbst gemachten Kuchen, der wöchentlich stattfindet. Während die kleinen Gäste spielen, erzählt eine Gast-Expertin spannendes zu ihrem Thema und beantwortet Fragen.

Die Gast-Expertin zum Thema Wiedereinstieg ist Zweifach-Mama Barbara Widerhofer. Sie ist Coach, Trainerin, Psychologin, familylab Seminarleiterin, Kindergartenpädagogin, Ansprechpartnerin für eh alles und AHA-Erlebnis-Auslöserin. Sie bietet auch Workshops für Working Moms, Elterncoaching und hält Vorträge für Eltern. Nähere Infos findest du direkt auf ihrer Website.

Babymamas Kränzchen Teilnehmerinnen

Babymamas Kränzchen mit Expertin Barbara Widerhofer

Wenn dieses schlechte Gewissen nicht wäre…

Die Ansprüche der Gesellschaft und unsere eigenen Ansprüche wie eine gute Mutter zu sein hat, stehen uns oft in unserem Tun im Weg. Aber wie bekommen wir Mamas unser schlechte Gewissen in den Griff? Dafür müssen wir uns folgende zwei Fragen stellen:

  • Wie fortschrittlich ist mein eigenes Geschlechterbild? Ist es für mich in Ordnung, dass ich wieder arbeiten gehe? Wenn ich das will und nicht muss, dann ist das gut. Es steht mir zu, gerne zu arbeiten und gleichzeitig Kinder zu haben. Kinder sind ein Familienthema und kein Mütterthema – es gibt auch die Väter, die man mit ins Boot holen muss (sofern, man nicht alleinerziehend ist)
  • Wie geht mein Umfeld damit um, dass ich wieder arbeite? Damit sind der Partner, die Großeltern und die besten Freunde gemeint, welche Meinung haben sie dazu? Wenn deren Einstellung zur Berufstätigkeit der Mutter negativ ist, dann erleben auch die Kinder es als etwas schlechtes, dass die Mama arbeitet. Die Unterstützung vom Partner im Alltag spielt eine sehr wichtige Rolle.

Zufriedenheit der Eltern spielt eine wichtige Rolle

Ein wichtiger Faktor, der häufig unterschätzt wird, ist die Zufriedenheit der Eltern – besonders jene der Mutter. Wir Mamas müssen uns von den Sätzen, die wir immer wieder hören befreien. Deshalb ist ein partnerschaftlicher Zugang auch so wichtig. Wir Mamas müssen auch auf uns und unsere Bedürfnisse schauen und die Papas mit ins Boot holen, wenn Papas da sind. Gerade wenn die Kinder noch sehr klein sind, entstehen viele Konflikte zwischen den Partnern, weil die Lebensqualität beider Eltern massiv abnimmt.

Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Lebensqualität von Eltern von unter 5-jährigen Kindern extrem abnimmt, aber danach wieder deutlich steigt – sogar besser sein kann als von kinderlosen Paaren. Juhu, nur mehr dreieinhalb Jahre, dann sind wir über den Berg mit unserem Fräulein 😉

Berufstätige Mütter sind deshalb so zufrieden, weil es ihnen gut tut, ihre Kompetenzen, die sie vorher schon hatten, auch in anderen Bereichen einsetzen und dort erfolgreich sein können. Mütter, die ihren Lebensplan so umsetzen können, wie sie es sich vorgestellt haben, sind zufriedener. Dabei ist es egal, ob sie berufstätig oder Vollzeitmama ist. Davon profitiert auch das Familienleben.

Unsere Schuldgefühle gehören uns

Wenn wir die Schuldgefühle den Kindern gegenüber betonen nicht nur sprachlich, sondern auch durch Handlungen z.B. in Form von Belohnungen, weil wir ja nicht da sind für unsere Kinder, dann ist das tatsächlich schädlich für unsere Kinder. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass die Schuldgefühle uns gehören, uns alleine.

Wenn wir unsere Kinder bedauern wollen, weil wir arbeiten gehen, sollten wir dieses Gefühl bei uns behalten. Innerlich noch einmal einen Schritt zurück machen. Kinder spüren das, wenn es uns nicht gut geht. Es ist auch schädlich für die Kinder, wenn der Partner vor ihnen sich negativ zur Berufstätigkeit der Mutter äußert. Denn so wird ihnen vom Papa vermittelt, dass der Familie etwas wichtiges fehlt, wenn Mama arbeitet.

Welche Vorteile haben Kinder berufstätiger Mütter?

Berufstätige Mamas sind selbst seelisch gesünder und haben einen entspannteren Erziehungsstil, weil sie auch etwas für sich getan haben. Das ist wichtig für die Selbstbeherrschung der Kinder und ihre soziale Integration.

  • Söhne gehen später auch Beziehungen mit arbeitenden Frauen ein und verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern und mehr Zeit mit Aufgaben im Haushalt. Ich als Mutter gebe dieses Rollenbild weiter an die Kinder, hier ist es wichtig den Mann mit ins Boot zu holen, denn Kinder haben ist Familiensache.
  • Töchter verbringen oft mehr Zeit in Ausbildungen, haben einen höheren Bildungsabschluss und sind selbst beruflich engagierter und verdienen mehr. Weil es den Kindern vermittelt wird, dass die Mutter gerne arbeiten geht und weil sie die Leistungsmotivation und Teamarbeit zu Hause vorgelebt bekommen.

Kinder berufstätiger Mütter sind besser in der Schule, weil sie ein höheres Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten haben. Zusätzlich erleben Kinder, dass es mehrere Fähigkeiten gibt, die man einsetzen kann, weil die Mütter ihnen das auch zeigen. Es ist auch wichtig den Kinder klar zu sagen, in Worten, in denen sie es auch verstehen, dass es einem wichtig ist, gut im Job zu sein.

Unterstützung von außen ist gut für die Kinder

Es ist wichtig auch von außen Unterstützung anzunehmen, nicht nur vom Partner. Kinder brauchen nicht nur ihre Mama, sondern können auch von anderen primären Bezugspersonen betreut werden – egal ob, vom Papa, den Großeltern, der Tagesmutter oder der Betreuerin im Kindergarten. Wichtig ist es, das diese Personen die Bedürfnisse der Kinder rasch erkennen und darauf reagieren – wer das tut, macht für das Kind keinen Unterschied.

Eine gute Betreuung zu finden ist enorm wichtig für die Entwicklung des Kindes – es muss nicht unbedingt nur die Mama sein. Wenn es für mich als Mama nicht der Idealzustand ist, zu Hause zu bleiben, kann ich nicht mehr sensibel auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren, weil ich dadurch auch Stress in meinem Kopf bekomme – mental überfordert bin.

Die Kinder brauchen nicht immer dieselbe Aufmerksamkeit, deshalb sollten wir später die Unterstützung untereinander nutzen, d.h. Mütter im Kindergarten/in der Schule, die sich gegenseitig unterstützen. Das bringt ab einem gewissen Alter eine große Erleichterung für uns Mamas.

Welche Auswirkungen hat eine gute externe Betreuung auf Kinder?

Der wichtigste Faktor für eine gute Entwicklung der Kinder ist, wie sensitiv die primäre Bezugspersonen auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können – nicht nur die Mutter. Der zweitwichtigste Faktor ist die Zufriedenheit der Mutter mit ihrem eigenen Lebensweg und ihrer eigenen Biographie – das ist wesentlich wichtiger noch als Fremdbetreuung.

Es gibt mehrere Dinge auf die ich bei der Auswahl einer guten externen Betreuung achten sollte:

  • Stabilität bei den Betreuern, d.h. wenige Betreuer im direkten Umfeld des Kindes – keine ständigen Wechsel der Betreuer
  • Stabilität in der Kindergruppe, d.h. immer dieselben Kinder – das ist auch für unter 2-jährige von Bedeutung, auch wenn sich noch nicht so viel untereinander spielen
  • passende Rahmenbedingungen für die Kinder, damit sie ihr Verhalten in einem für sie passenden Tempo anpassen können und auch Rückzugsmöglichkeiten haben
  • Betreuerin muss die Bedürfnisse des Kindes erkennen und darauf antworten können
  • Regelmäßigkeit – es ist besser das Kind ist 4-5 Tage für wenige Stunden in der Krippe statt nur 2 Tage für je 8 Stunden

Wenn das gegeben ist, dann hat die Krippe auf die geistige und soziale Entwicklung der Kinder einen positiven Einfluss. Aber es gibt auch eine Kehrseite: Kinder in Fremdbetreuung sind nachweislich aggressiver und ungehorsamer. Der Effekt ist aber sehr leicht ausgeprägt und betrifft 17% der unter 3-jährigen Kinder, die mehr als 30 Std. pro Woche extern betreut werden. Dies betrifft aber auch 6% der Kinder, din nicht dort sind.

Externe Betreuung hat also nicht den nachteiligen Effekt, an den wir selbst und 42% der Österreicher unter 45-Jahre glauben.

Zeitmanagement bedeutet Prioritäten setzen

Es gibt Studien, dass Teilzeitkräfte wesentlich effizienter arbeiten und weniger Pausen machen als Vollbeschäftigte – weil sie Prioritäten setzen können. Zeitmanagement heißt Selbstmanagement und im Detail Prioritäten setzen. Ich muss klar wissen, was ich will und was nicht, das muss ich auch kommunizieren. Es ist ganz wichtig, dass ich nicht in allem gut bin, sondern die wichtigen Dinge richtig gut mache. Was ist mir persönlich wichtig – beim Mama sein und auch im Job.

Wichtige Tipps der Expertin für Working Moms

  • Kinder sind ein Familienthema
  • Schau dir deine Morgenroutine an, sie muss für dich passen
  • Wenn du zurück in den Job gehst, hast du „Termine“ – Die Leute reagieren anders darauf, wenn man sagt, man hat einen Termin als wenn man sagt, man geht zum Kinderturnen oder auf den Spielplatz
  • Hör auf dich zu entschuldigen, dass du Kinder hast
  • Eigene Wertschätzung: sei stolz auf die Kompetenzen, die du dir in den letzten Monaten seit du Mama bist, angeeignet hast
  • Nimm dir Zeit für dich selbst – gönne dir Pausen und schau auf dich und deine Bedürfnisse:  Wenn du nicht auch dem nachgehst, das dir Kraft gibt und dir gut tut, schlitterst du in ein Burn out oder gehst mental unter.
  • Betreibe Psychohygiene – statt nach der Arbeit gehetzt und gestresst die Kinder abzuholen, nutze kurze Intervalle von etwa 30 Minuten für dich selbst. Gönne dir diese Auszeit, um vom Job herunter zu kommen
  • Gemeinsame Zeit mit dem Partner einplanen – es ist wichtig nicht auf die partnerschaftliche Nähe zu vergessen
  • Wir Frauen haben auch oft den Anspruch perfekt zu sein und es für alle perfekt zu machen – das ist unmöglich
  • Gegenseitige Unterstützung von Mamas aus dem Kindergarten nutzen
  • Persönlich kommunizieren ist wichtig: sprich aus, was für dich wichtig ist! Sag, welche Bedeutung es für dich hat, wieder arbeiten zu gehen oder wenn du eine Auszeit für dich brauchst
  • Konzentriere dich auf deine Stärken, was bringt dir Energie? Du musst nicht in allem gut sein, nur in den wichtigen Dingen und Prioritäten setzen
  • Du als Frau und Mama hast auch Bedürfnisse, die einen Stellenwert haben, und es ist in Ordnung, dass du diesen nachgehst (als Frau/in der Partnerschaft/als Mutter)
  • Gehe achtsam mit deiner Sprache um (auch der Papa) – es entsteht auch bei den Kindern ein negatives Bild, wenn ihr sagt „Mama muss arbeiten“
  • Versuche Punkte, die dich stressen zu umschiffen – z.B. nimm dir eine Putzfrau / geh alleine einkaufen, wenn es dich mit den Kindern stresst
  • Du musst dir sicher sein, dass du wieder arbeiten gehen willst und nicht musst

Mein Fazit

Der Vormittag verging wie im Flug und ich konnte für mich sehr viel mitnehmen. Ich denke, wir sollten endlich damit aufhören immer ein schlechtes Gewissen zu haben und uns dafür zu entschuldigen, dass wir Kinder haben und wieder arbeiten wollen.

Diese Schuldgefühle und hohen Perfektionsansprüche rauben so viel Kraft, die wir Mamas eigentlich brauchen. Ich bin auch absolut davon überzeugt, dass ich als berufstätige Mama, die ihren Job liebt und gut darin ist, eine bessere Mama für unser Fräulein sein kann, als wenn ich den ganzen Tag bei ihr bin.

Vielen Dank für die hilfreichen Tipps, liebe Barbara! Schön, dass ich dich und großartige Frauen und Mamas beim Babymamas Kränzchen kennenlernen durfte. Danke auch an Andrea, für die großartige Auswahl an Gast-Expertinnen beim Babymamas Kränzchen. Ich wünsche allen Mamas, die bald wieder in den Beruf einsteigen, alles Gute und schaut drauf, dass es euch gut geht.

 

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