Mamas haben unterschiedliche Motive nach der Karenzzeit (Elternzeit) in den Job zurückkehren. Bei der einen ist es die Sehnsucht, sich im Job zu verwirklichen und bei der anderen der finanzielle Druck, weil bei Jungfamilien das Geld oft knapp ist oder sie ist Alleinerzieherin.

Eine Betreuung für das Kind ist gefunden, doch Zweifel bleiben: Wie lässt sich der Job mit dem Stillen vereinbaren? Stillen im Job funktioniert das überhaupt? Kann ich das Stillen in meinen Arbeits-Alltag integrieren? Will ich das überhaupt? Wie sieht die Rechtslage dazu aus? Muss ich abstillen?

Muss ich abstillen, weil ich wieder arbeiten gehe?

Kaum sind die Startschwierigkeiten beim Stillen überwunden und Mama und Baby haben sich in ihrer Stillbeziehung als Team eingespielt, geraten einige Mamas bereits in den Abstill-Stress. Doch warum? Weil sie sich fragen, wie es bei der Rückkehr in den Job mit dem Stillen weitergehen soll.

…Wie lange eine Mama stillt, sollte immer eine individuelle Entscheidung sein, die möglichst auch frei von äußeren Einflüssen getroffen werden sollte…

(Anna, Stillberaterin – Interview bei „Frühes Vogerl“)

Der Wiedereinstieg in den Beruf bedeutet nicht, dass eine Mama ihr Kind abstillen muss, wenn sie das noch nicht möchte. Egal, wann du dich dafür entschiedest eure Stillbeziehung zu beenden, du musst es wollen.

HAST DU GEWUSST?

  • Kinder können ca. ab dem 1. Lebensjahr zwischen der An- & Abwesenheit der Mutter differenzieren und essen ggf. mehr solide Kost während der Abwesenheit der Mama und trinken bei ihrer Rückkehr wieder gerne an der Brust
  • Muttermilch schützt das Immunsystem deines Kindes: gerade in der Kinderbetreuung (Krippe, Tagesmutter, etc.) ist es neuen Keimen ausgesetzt; auch dein Arbeitgeber profitiert von weniger Ausfällen, weil dein Kind krank ist
  • Stillen nach der Trennung gibt deinem Baby Trost & Geborgenheit, Vertrauen & Sicherheit
  • Stillen nach Bedarf: wenn du mit deinem Kind daheim bist, stille es nach Bedarf
  • Flasche füttern:  daheim meiden, auch wenn das Baby sie nimmt!

Darf ich während der Arbeitszeit stillen bzw. Milch abpumpen?

Das Recht in Österreich ist hier klar auf deiner Seite. Ja, du darfst dein Kind während der Arbeitszeit stillen bzw. Milch abpumpen.

Bitte beachte, dass du als stillende Mama dazu verpflichtet bist, deinen Arbeitgeber darüber zu informieren, dass du stillst. Wenn dein Arbeitgeber danach verlangt, ist eine Bestätigung (Arzt oder Mutterberatungsstelle) vorzulegen.

Es gelten folgende Regelungen für stillende Mamas:

  • An Tagen, an denen die Mutter mehr als viereinhalb Stunden arbeitet, beträgt die Stillzeit 45 Minuten
  • Wenn deine Arbeitszeit acht oder mehr Stunden beträgt, hast du ein Recht auf zwei Stillpausen (je 45 Minuten). Gibt es an deiner Arbeitsstätte keine passende Stillgelegenheit, dann steht dir eine einmalige Stillzeit von 90 Minuten zur Verfügung.

WICHTIG: Möchte dein Arbeitgeber, dass du diese Zeiten vor- bzw. nacharbeitest, ist das gesetzlich nicht erlaubt. Die Stillzeiten dürfen auch nicht auf gesetzliche Ruhepausen angerechnet werden. Außerdem dürfen sie deinen Verdienst nicht schmälern.

Weitere Infos findest du hier: Arbeiterkammer Oberösterreich oder Karenz.at

Auch in Deutschland gibt es eine gesetzliche Regelung bezüglich Stillzeiten von berufstätigen Mamas:

Das Mutterschutzgesetz (§ 7) ist hier ganz klar: Still-Mamas haben innerhalb eines 8-stündigen Arbeitstages Anspruch auf zwei Stillpausen von je 30 Minuten oder einmal 60 Minuten. Wie ihr die Zeiten einsetzt, müsst ihr mit eurem Vorgesetzten vereinbaren. Auch in Deutschland müssen Stillzeiten nicht nachgearbeitet werden, sondern sind Pausen, die ihr zusätzlich zur normalen Pause nutzen könnt. Wenn ihr euer Kind nicht stillen könnt, dürft ihr diese Pause(n) zum Abpumpen nutzen.

Nähere Infos findest du hier: Hebammenblog.de oder  Eltern.de

Gibt es auch Nachteile, wenn ich stille und arbeite?

Dein Baby hat dadurch keine Nachteile, wie bereits oben erwähnt. Du kannst ihm weiterhin die gewohnte Nähe geben, sobald ihr zusammen seid. Nach der Trennung gibt das Stillen deinem Baby Trost, Geborgenheit und Sicherheit.

Es kann sein, dass deine Brust eine Weile braucht, bis sie sich auf die neuen Stillabstände eingestellt hat, vor allem, wenn du nicht regelmäßig abpumpst.

TIPP: Nimm ausreichend Stilleinlagen und ein Oberteil zum Wechseln mit in die Arbeit, falls einmal etwas ausläuft.

Planung ist die halbe Miete – Tipps & Tricks

  • Austausch mit anderen Mamas (z.B. Stillgruppe)

    Der Austausch mit anderen Still-Mamas und deren Erfahrungen können dir bei deiner Entscheidungsfindung (gemeinsam mit deinem Partner) helfen

  • Hol dir Unterstützung und Beratung  bei einer Stillberaterin: (IBCLC Stillberaterin oder Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen oder La Leche Liga)

  • Kinderbetreuung rechtzeitig organisieren

    Wenn Familienangehörige nicht greifbar sind, solltest du die Wahl der Kinderbetreuung (Krippe, Tagesmutter) frühzeitig organisieren. Den Kindergarten evtl. in der Nähe deines Arbeitsplatzes wählen, da du so die Stillpausen gut nutzen kannst und im Notfall auch schnell erreichbar bist.

  • Nehmt euch ausreichend Zeit für die Eingewöhnung und achte bei der Auswahl der Betreuung auf die Rahmenbedingungen

  • Milchvorrat anlegen

    Bereits einige Wochen vor Arbeitsbeginn solltest du mit dem Abpumpen der Milch anfangen. Du bekommst Routine im Abpumpen und hast bereits genügend Vorrat im Gefrierfach. Die Muttermilch (eine Portion hat 60-120 ml) kannst du für 6 Monate einfrieren.

  • Stillzeiten in dein Arbeitspensum einplanen

    Stelle sicher, dass dein Kind zu dir ins Büro gebracht wird, oder dass du deinen Arbeitsplatz verlassen kannst (Bezugsperson bringt das Baby/Betriebskindergarten/Kindergarten bzw. Tagesmutter in der Nähe deines Arbeitsplatzes). Vielleicht kannst du sogar von zu Hause arbeiten.

  • Plane die Stillpausen realistisch in der Stillfrequenz deines Kindes

    Zu langes Hinausschieben kann einen Milchstau verursachen. Wenn dein Kind in den Stillpausen nicht zu dir bzw. du nicht zu deinem Kind kannst: regelmäßig abpumpen, um einen Milchstau zu vermeiden und einen Vorrat für die nächsten Tage zu gewinnen. Hierzu können ebenfalls die Stillpausen genützt werden. Mit Beginn der Beikost (rund ums 6. Lebensmonat), verringert sich die Stillhäufigkeit und die Beikost ersetzt nach und nach eine Stillmahlzeit. Das ist aber auch von Kind zu Kind unterschiedlich.

  • Milchtransport von zu Hause in die Betreuung bzw. von der Arbeit nach Hause:

    • Dafür benötigst du Muttermilchbeutel, eine Kühlbox mit Akkus ODER eine Thermosflasche
    • Gibt es in der Arbeit eine kühle Lagerungsmöglichkeit vor Ort?
    • Achte darauf, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird.
  • Denke bei deiner Kleiderwahl ans Stillen bzw. Abpumpen

    Trage ein still-/abpumpfreundliches Oberteil und nimm ein Ersatz-Oberteil und genügend Stilleinlagen mit in die Arbeit

  • In der Nacht und an arbeitsfreien Tagen stille dein Kind nach Bedarf weiter

Stillen darf nicht „nur als eine Mahlzeit“ gesehen werden, sondern es stillt auch das Bedürfnis deines Kindes nach Haut- und Körperkontakt und gibt deinem Kind Trost, Geborgenheit und Sicherheit.

Du entscheidest, wann du abstillst – nicht dein Job

Viele Mamas fühlen sich unter Druck gesetzt vorzeitig abzustillen, weil es in Österreich einfach noch nicht üblich ist zu arbeiten und zu stillen. Es gibt aber auch Länder, wo es völlig normal ist.

Es ist DEINE Entscheidung, wann du die Stillbeziehung zu deinem Kind beendest. Lass dich nicht verunsichern auch nicht von deinem schlechten Gewissen. Die Rückkehr in den Job sollte dabei kein Hindernis darstellen, denn es gibt viele Möglichkeiten weiter zu stillen und es steht dir auch gesetzlich zu.

In Gesprächen und in Diskussionen in Facebook-Gruppen habe ich von vielen berufstätigen Mamas erfahren, dass sie trotz Job weiter gestillt haben. Die Kinder gewöhnen sich daran, dass Mama einige Zeit weg ist und dass sie bei ihrer Rückkehr, in der Nacht und in der Früh weiterhin ihre geliebte Muttermilch bekommen. Einige Working Moms haben sogar den großen Luxus genossen, dass der Partner gerade in Elternzeit war und das Baby zum Stillen ins Büro gebracht haben.

Weitere Artikel zu den Themen Abstillen bzw. Langzeitstillen

Hier habe ich einige Artikel zu den Themen Abstillen bzw. auch Langzeitstillen gesammelt. Wer von euch gerne mehr dazu lesen möchte, dem lege ich die folgenden Beiträge sehr ans Herz:

Vielen lieben Dank an alle diese großartigen Mamas und ein besonderes DANKESCHÖN auch an Christina von Tragend begleitet für die vielen Tipps, wie Stillen im Job klappen kann.

Wie lässt sich Stillen und Job bei euch vereinbaren? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht (z.B. Akzeptanz Vorgesetzter, Kollegen…)? Habt ihr besondere Tipps zum Stillen im Job? Freu mich, wenn ihr sie hier unter dem Beitrag mit uns teilt.

Bis bald,

Claudia

*Titelbild: Photo Credit Dave Clubb (Unsplash)

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