Dieses Mal habe ich mich mit der Gründerin von MasterMum und selbst Zweifach-Mama Ruth Bernhardt-Theuermann getroffen. Mit der Geburt ihres ersten Kindes hat sie sich nich nur selbst sehr verändert, sondern auch ihr berufliches Standbein.
Die studierte Ethnologin und Kulturmanagerin, die lange in der Öffentlichkeitsarbeit tätig war, ist ihrem Bauchgefühl gefolgt und hat sich 2016 als Kinesiologin mit R-Source selbstständig gemacht und daneben die MasterMum Gruppe gegründet.

Ruth Bernhardt (Foto credit: Jakob Glaser)
Wie hat dich das Mama-sein verändert?
Bevor ich Mama wurde, dachte ich, ich würde in der Mutterrolle so sehr aufgehen, dass ich nichts anderes mehr brauche. Tatsächlich war dann alles ein bisschen anders… schon die Geburt meines Sohnes zum Beispiel. Ich war die ersten Wochen danach echt fertig. Und es war für mich schwer, mich als Mama zurecht zu finden.
Ich wusste irgendwie gar nicht mehr, was ich tun sollte und was nicht, was richtig war und was falsch, was von mir erwartet wurde und was ich selbst wollte. Meinen eigenen Weg im Mama-sein zu finden… Meinen eigenen Weg im Mama-sein zu finden, das war für mich eine ordentliche Aufgabe.
Heute bin ich froh darüber. Ich hab nicht nur unglaublich viel über mich selbst gelernt, sondern es ist auch MasterMum dadurch geboren. Mein Sohn hat mein Leben also ganz schön auf den Kopf gestellt – da bin ich ihm sehr dankbar.
Wie lange warst du in Karenz und wie hast du die Karenzzeit erlebt?
Ich war bei beiden Kindern je zwei Jahre in Karenz, dazwischen kurz wieder arbeiten, und in der zweiten Karenz habe ich mich dann selbstständig gemacht und R-Source und MasterMum gegründet. Für mich war es damals das richtige Modell. Ich weiß nicht, wie ich es heute machen würde.
Immer wieder gab es in den Karenzzeiten Momente, wo ich mir dachte: Bitte, wie herrlich wäre es es wohl im Büro? 🙂 Aber ich glaube, ich hab diese Zeit gebraucht, um anzukommen: bei mir selbst, als Mama und als Frau! Sonst hätte ich den Schritt in meine berufliche Veränderung nicht gewagt.
Wie sind bei euch die Rollen verteilt?
Ich würde sagen, wir sind inzwischen ein gut eingespieltes Team 🙂 Und wir wissen auch beide, wie fordernd die Mischung aus Kindern, Haushalt und Erwerbsarbeit sein kann – das tut gut, finde ich, weil es ein ganz anderes Verständnis für einander schafft. Ma kann zB verstehen, warum abends dann schon einmal die Nerven beim anderen blank liegen oder es schon wieder Nudeln mit Butter gibt 🙂
Wie hat sich eure Beziehung durch die Kinder verändert?
Nach der Geburt unseres Sohnes gab es irgendwann den Moment, wo wir ganz klar gemerkt haben: Hoppla, uns als Paar gibt es eigentlich gar nicht mehr. Wir sind nur noch Mama und Papa! Das kann sehr schnell gehen… gerade beim ersten Kind finde ich. Man ist so beschäftigt, in diese neue Elternrolle hinein zu finden und soll gleichzeitig auch Paar bleiben – das ist herausfordernd.
Uns hat das definitiv nicht nur gefordert, sondern auch überfordert. Wir konnten uns nur schwer in den Alltag des anderen hinein fühlen. Das ist dann ein super Nährboden für gegenseitige Vorwürfe.
Wie habt ihr es geschafft, diese temporären Krisen zu überwinden?
Der wichtigste Schritt war, dass wir es gemerkt haben. Und, dass wir uns einig waren: Wir möchten das wieder anders haben. Wir nehmen uns jetzt sehr bewusst Auszeiten vom Elternsein – also Zeit nur für uns als Paar.
Habt ihr Unterstützung von eurer Familie?
Das familiäre Netzwerk fällt bei uns leider weg. Unsere Eltern sind in der Steiermark bzw. in Salzburg. Wir waren also von Anfang an auf andere Unterstützung angewiesen, wie zB Babysitter. Das war für uns auch der Grund, warum wir uns bei der Geburt unseres zweiten Kindes dann für ein Au pair entschieden haben.
Ihr habt euch für ein Au pair entschieden, warum?
Aus den Erfahrungen mit unserer eigenen Elternrolle war für uns klar: wir brauchen regelmäßige Auszeiten. Ich für mich, mein Mann für sich, wir für uns. Nachdem unsere Familie wie gesagt nicht in der Nähe ist, war ein Au pair für uns eine super Lösung, bis beide Kinder in den Kindergarten/Krippe kamen.
Ich bin sehr dankbar, dass uns das auch möglich war – das sehe ich wirklich als Geschenk. Es hat mir unter anderem ermöglicht, dass ich mich während der Karenzzeit selbstständig machte. Und meine Kinder haben es sehr genossen!
Was sind deine größten Herausforderungen im Familien- und Berufsalltag?
Anfangs haben mich oft Schuldgefühle begleitet, wenn ich zB zu Hause gearbeitet habe, obwohl die Kinder da waren. Ich hatte dann einerseits das Gefühl, ich muss ganz für sie da sein und wollte andererseits meine Arbeit fertig bekommen. Ich glaube, das kennen viele, die selbstständig sind und zum Teil auch von zu Hause arbeiten. Da entsteht schnell so ein Gefühl der Zerrissenheit…
Ich versuche jetzt ganz klare Arbeitszeiten für mich zu definieren und den Computer dann auch konsequent zuzuklappen (nicht immer ganz leicht). Und ich erkläre meinen Kindern, dass meine Selbstständigkeit viele Vorteile für uns als Familie mit sich bringt (zB dass sie manchmal spontan vom Kindergarten daheim bleiben können und wir stattdessen Eis essen gehen).
Aber, dass es auch bedeutet, dass ich zu Hause manchmal arbeite und dann auch Ruhe brauche. Das gegenseitige Verständnis wächst, würde ich sagen.
Glückliche Mama und Karrierefrau zu sein – geht das überhaupt?
Ich glaube, „Karrierefrau“ ist schon ein sehr strapazierter Begriff, was bedeutet das denn? Wenn es heißt, beruflich etwas tun zu können, was mich wirklich erfüllt und mir total Freude macht – ja, dann bin ich glückliche Mama und Karrierefrau gleichzeitig.
Das geht zum einen deshalb, weil ich mir mit meiner Selbstständigkeit einen großen Wunsch erfüllt habe, der mir auch Kraft gibt im Alltag als Mama. Und weil ich die volle Unterstützung meines Mannes habe (auf allen Ebenen – finanziell wie emotional). Ja, und ein gutes Netz an Kinderbetreuung.
Woher nimmst du deine Energie? Was oder wer sind deine Kraftquellen?
Mittlerweile hab ich nicht mehr das Gefühl, ich muss perfekt sein. Das hat mir früher viel Kraft gekostet! Ich erlaube mir selbst Auszeiten für mich, dann lege ich mich auch einmal einfach auf die Couch und lese ein Buch oder tu nix, wenn die Kinder im Kindergarten sind. Selbst wenn sich daneben das Geschirr türmt und er Einkauf nicht gemacht ist. Mir diese Zeit zu schenken, das musste ich als Mama erst lernen.
Meine Kinder wecken viele Energien in mir, weil sie mich so richtig zum Lachen bringen können (und manchmal auch zum Schreien :-))
Ja, und meine Arbeit schenkt mir auch viel Kraft – einfach weil sie mir richtig Freude macht…
Aber auch bei mir gibt es natürlich Zeiten, wo mir Kraft und Energie ausgehen, wenn zB alles zusammenkommt: Kinder krank, mein Man auf Dienstreise, viel Arbeit, keine Kinderbetreuung, etc. Zum Glück spüre ich das mittlerweile sehr rasch und kann dann auch gegensteuern und mich wieder „aufladen“.
Hast du einen besonderen Tipp, den du gerne mit uns teilen würdest?
Dem eigenen Bauchgefühl wieder mehr zuzuhören! Ich erlebe in meiner Arbeit so oft, dass Frauen verunsichert sind. Nich wissen, was jetzt richtig oder falsch ist. Was man als Mama noch „darf“ und was nicht… Wir selbst sind die besten ExpertInnen für unser Leben. WIR dürfen unserem Gefühl ruhig vertrauen!
Es war ein sehr interessantes Gespräch, dafür möchte ich Ruth nochmals ganz herzlich danken. Ich freue mich sehr, dass sie sich die Zeit für dieses offene und ehrliche Gespräch genommen hat. Schön, dass wir uns kennengelernt haben.
Wenn ihr mehr über Ruth und ihre Arbeit, sowie MasterMum erfahren wollt, dann schaut auf ihre Website www.r-source.at oder auf ihre Facebook-Seite www.facebook.com/MasterMum/
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[…] Ich habe Ruth Bernhardt-Theuermann, die Gründerin von MasterMum, gebeten für meinen Blog einen Gastbeitrag zu verfassen. Einige von euch kennen Ruth bereits aus der Mamagespräche Interview-Reihe. […]